Wir sind schon bei der Kurzgeschichte Nummer 7 und damit beim letzten Teil der Gedankensaiten III angekommen. Im Feedback fand ich die Rückmeldung, dass die Umarmung von Franz und Millaine ein Überschreiten einer Grenze war. Als ich das las, musste ich schmunzeln. Genau darum geht es im dritten und letzten Teil der Geschichte. Diesmal sogar mit Audiodatei. Und am Ende findest du wieder die Möglichkeit, mir Feedback zur Geschichte zu geben.
Warum eigentlich Gedankensaiten?
Das Bullet Journal sind Millaines Gedankensaiten, denn man konnte ihre Gedanken wie die Töne eines Musikinstruments dabei fast hören, wenn man sie ein bisschen kannte. In der ersten Kurzgeschichte mit dem Titel Gedankensaiten konntest du Millaine denken hören. In der zweiten Kurzgeschichte war es Markus, den du denken hören konntest. Und jetzt in Gedankensaiten III hörst du noch die Gedanken von Franz.
Viel Freude beim Lesen.
Und wenn du die Geschichten Gedankensaiten und noch nicht gelesen hast, findest du sie hier
Die Kurzgeschichte
David und ich hatten über den Fall gesprochen. Es war gut so, wie es war. Was aber nicht gut war, war mein Verhalten Millaine gegenüber. Ich hatte sie mit meiner Umarmung völlig überfahren. Mein Ziel war schon seit wir uns kannten, einfach Abstand zu halten. So einfach war das aber nicht. Ich spürte, dass in Millaine etwas passierte und ich wollte sie damit nicht allein lassen. Dennoch hatte ich eine Grenze überschritten, die schon so lange existierte. Millaine wollte Markus und mir dieses Bullet Journal erklären und ich wollte es gern verstehen. Millaine machte den Eindruck, dass ihr ihr Notizbuch half.
“Na Franz, wie war das Gespräch mit David?”
“Sehr gut. Ich habe jetzt ein bisschen mehr Klarheit über den Fall. Manchmal habt ihr Anwälte nochmal eine andere Sicht auf die Dinge.”
“Da hast du wohl Recht. Hast du noch ein paar Minuten? Ich würde gern endlich verstehen, was Millaine da in ihrem Notizbuch macht.”
“Ja, ich auch. Ich wollte von hier gleich nach Hause fahren und noch ein bisschen recherchieren für einen Aufsatz, den ich schreiben darf. Mehr hatte ich heute auch nicht geplant.”
“Dann lass uns mal schauen, was Millaine gerade macht.”
Wir gingen zu Millaine ins Büro. Sie recherchierte für einen Fall und machte sich Notizen. Dabei schrieb sie alles genauso auf, wie sie es sonst auch tat, nur in einem zweiten Notizbuch.
“Ach Markus, Herr Morgenstern, da sind Sie ja.”
“Seit wann siezt du mich wieder?”
“Ach du Clown. Sie, du, ihr. Das war mir jetzt zu kompliziert. Aber ich möchte Herrn Morgenstern nicht respektlos behandeln.”
“Millaine, du ist doch nicht respektlos. Du duzt mich doch auch.”
“Du hast mir das Du ja auch angeboten.”
“Sie haben Recht Millaine. Respekt ist wichtig. Dazu gehört es auch, die Grenzen des Anderen zu respektieren.”
“Lasst uns mal auf dem Sofa weiterreden. David, magst du auch bleiben?”
“Tut mir leid. In 5 Minuten müsste noch ein Mandant kommen. Ich kann nicht. Wir gehen doch nachher noch Pizza essen oder?”
“Ok, Pizza holen wäre mir lieber.”
“Ok, also Pizza holen und bei Markus essen?”
“Ja.”
Das Bullet Journal – die Gedankensaiten III
Dann ging David. Und ich musste erstmal was loswerden, bevor ich Millaine zuhören konnte.
“So Millaine, jetzt bin ich neugierig. Erklärst du uns, was du da in deinem Notizbuch machst?”
“Warte mal bitte, Markus. Ich muss mich noch bei Millaine entschuldigen.”
“Herr Morgenstern, wofür müssen Sie sich bei mir entschuldigen?”
“Ich habe vorhin eine deutliche Grenze überschritten, die wir beide immer hatten. Eigentlich hätte so eine Umarmung zwischen uns nie stattfinden dürfen. Es war einfach so, dass ich Ihre Stimmung wahrgenommen habe. Mir ist nicht klar, was Sie in der Vergangenheit genau erlebt haben. Ich konnte ihre Gedanken schon fast hören und wollte Sie damit nicht allein lassen.”
“Mir war diese Umarmung ehrlich auch zu viel. Ich wollte aber auch nicht allein sein mit meinen Erinnerung. Sie haben Recht, das hätte nicht passieren dürfen. Mir tut es leid, wenn Sie jetzt Schwierigkeiten deswegen bekommen.”
“Mmh, darum geht es nicht. Was hier in der Kanzlei passiert, bleibt doch auch hier. Mir geht es darum, dass ich Ihre Grenze überschritten habe. Das hätte nicht passieren dürfen.”
“Ich denke, dass ich damit umgehen kann. Sie sind ja auch kein völlig Fremder mehr. Schließlich habe ich Ihnen ja auch meine Arbeit hier zu verdanken.”
“Danke.”
“Ihr Zwei, das ist wirklich merkwürdig gerade. Ich stehe euch beiden so nah. Aber gut, dass ihr darüber gesprochen habt.”
“Ja, soll ich euch jetzt mal erklären, was dieses Bullet Journal ist?”
“Ja, gern.”
“Also, das Bullet Journal ist eine Methode. Es geht darum, Dinge auf eine bestimmte Art aufzuschreiben und dabei voll bei dieser einen Sache zu sein. Eigentlich ist das Bullet Journal eine Achtsamkeitspraxis, die sich in einem Produktivitätssystem versteckt.”
“Ich verstehe gerade nur Bahnhof. Kannst du das mal an einem Beispiel machen, bitte?”
“Ok, wenn ich morgens aufwache, schreibe ich mir erstmal auf, wofür ich dankbar bin, worauf ich mich konzentrieren möchte und was ich ziehen lassen möchte. Und dann denke ich darüber nach, welche Aufgaben anstehen. Und ich schreibe auf, wie ich mich fühle. Aufgaben kennzeichne ich mit einem Punkt. Eine Notiz bekommt ein Minus davor.”
“Und was bringt dir das?”
“Ich kann Wichtiges und Unwichtiges voneinander trennen. Dazu kommt noch, dass ich seitdem wirklich weiß, was mir wichtig ist, was meine Ziele sind und so weiter. Ich erkenne immer mehr, wie ich das, was ich tue so tun kann, dass es mit meinen Werten zusammenpasst.”
“Wow. Das klingt wirklich spannend. Mir war nicht klar, dass Ihre Notizen so eine Bedeutung für Sie haben.”
“Haben Sie. Aber man kann das auch schwer mit Worten beschreiben. Am meisten wird es einem klar, wenn man es probiert. Dabei muss man aber vorsichtig sein.”
“Was meinst du damit?”
“Im Internet gibt es auch viel Blödsinn. Ich habe lange versucht, diesen bunten Bildern gerecht zu werden. Darum geht es aber gar nicht. Oft schreibe ich mittlerweile einfach nur noch runter und möchte gar nicht diese bunten Seiten haben. Es ist mir wichtig, mich auf den Inhalt zu konzentrieren und mich nicht von der Gestaltung ablenken zu lassen.”
“Das ist wirklich toll. Ich würde das gern mal probieren, aber so einfach ist das wohl nicht.”
“Ich auch. Du musst uns glaube ich noch ein bisschen mehr erklären.”
“Kann ich gern machen. Ihr könnt euch ja einfach beide ein Notizbuch wie meins mit dem Punktraster besorgen und dann zeige ich euch, wie man ein Bullet Journal anlegt. Oder wartet mal.”
Und dann stand Millaine auf und ging an ihr Regal. Daraus holte sie zwei schwarze Notizbücher, die genauso aussahen, wie das, in dem ihre Arbeitsnotizen waren.
“Hier, die könnt ihr haben, wenn ihr möchtet. Dann könnten wir gleich zusammen starten, wenn ihr noch ein bisschen Zeit habt.”
Meine Gedankensaiten III
Millaine gab uns noch einen schwarzen Fineliner, weil sie meinte, dass das wohl am besten sei. Und dann legten wir schon unsere ersten Seiten an. Am spannendsten fand ich die Frage nach meinem Warum. Warum wollte ich das mit dem Bullet Journal überhaupt? Weil Millaine es wollte? Mir war klar, dass ich mich endlich besser organisieren musste. Ich suchte ständig irgendwas und war damit sehr unzufrieden. Dieser Zustand war für mich so nicht mehr tragbar, denn meine Sekretärin im Gericht war jeden Tag wahnsinnig. Und manchmal legte ich Dinge einfach irgendwo hin, weil mich andere Dinge so sehr ablenkten. Und mein Kopf war voll mit Gedanken.
Was sind deine Gedanken zu den Gedankensaiten III?
Unterstütze mich gern mit 2 Minuten deiner Zeit und beantworte die Fragen aus dem Fragebogen. Nur so können meine Geschichten besser werden.
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In der nächsten Kurzgeschichte wird es um ein anderes Thema gehen, dass auch im Buch immer wieder vorkommt. Für heute soll es das aber gewesen sein.
Deshalb wünsche ich dir jetzt noch einen schönen Tag, Mittag, Abend oder eine gute Nacht, wann auch immer du diese Geschichte gelesen hast.
Bye und Shalom
